Format-Details
Ein Toter kommt selten allein (Serie / Thriller)
(mammutproductions)
IM SPIELMODUL VERFÜGBAR
Melanie verbringt ihre Ferien zu Hause in dem kleinen Ort, in dem sie groß geworden ist. Doch leider trübt ein schreckliches Ereignis die gute Ferienlaune und ehe es Melanie richtig mitbekommt, ist sie in einen Fall verwickelt, den sie so schnell nie mehr vergessen wird!

1x01 - Folge 1 (1 Slot)
Es sind 30° Celsius. In dem Zug, der mich von München nach Hause bringt ist die Klimaanlage ausgefallen. Ich seufze. Zwei wunderschöne Wochen Ferien mit meinen Freunden liegen hinter mir. Der ältere Herr der mir gegenüber sitzt schnarcht. Wie kann man bei dieser Hitze schlafen? Ich gucke durch das zerkratzte Zugfenster. Die Landschaft zieht an mir vorüber. Leider kann ich mich nicht für sie begeistern. Ãœber die Bordsprechanlage verkündet eine Frauenstimme, dass der nächste Bahnhof in Erfurt sei. „Super“, denke ich sarkastisch, nur noch dreieinhalb Stunden ohne jemanden zum Reden in diesem stickigen Abteil. Ich trinke einen Schluck Wasser und krame aus meiner Tasche meinen iPod. Leiser Jazz von Diana Krall klingt in meinen Ohren. Entspannt mache ich meine Augen zu. In meinen Gedanken rekapituliere ich die vergangenen Wochen. Es war eine wunderschöne Zeit, wir waren an der Isar campen. Meine Clique campt noch eine weitere Woche. Nur ich musste jetzt schon abreisen, weil mein Onkel Thomas und seine Frau Judith, auch Judy genannt, morgen ihre Silberhochzeit feiern.
Ich schrecke auf, als jemand die Abteiltür aufschiebt. Eine junge, freundlich aussehende Frau mit kupferrotem Haar und zierlicher Statur betritt das Abteil. Sie zieht einen großen roten Reisekoffer hinter sich her.
„Hallo“, sagt sie leise, um den schlafenden Mann nicht zu wecken, „Ist da noch frei?“ Sie deutet auf den leeren Platz neben mir. Ich nicke stumm. Sie lächelt und lässt sich auf den weichen Sitz fallen. „Hallo, ich bin Txell.“, sie streckt mir ihrer Hand hin. Ich schüttle sie. „Ich heiße Melanie.“ Es fühlt sich komisch an, hatte ich doch die letzten Stunden kein Wort geredet.
Sie deutet auf meinen iPod. „Was hörst du?“
Es stellt sich raus, dass sie die gleiche Musik mag wie ich.
Schweigend hören wir das Lied zu Ende.
„Txell“, frage ich sie, „wohin fährst du eigentlich?“
Sie fährt ihn den gleichen Ort wie ich. Nur, dass ich da in den Ferien immer wohne und sie als Polizeikommissarin anfangen möchte. Mit Txell vergeht die Zeit wie ihm Flug. Wir sind auf anhieb auf der gleichen Wellenlänge. Kaum zu glauben, dass sie neun Jahre älter ist als ich. 25 Jahre. Ich erzähle ihr viel über den Ort, in dem meine Familie schon seit Generationen lebt.
Als wir in meinen Heimatbahnhof einfahren, wartet Sybille, die Sekretärin meines Vaters, am Bahnsteig. Klasse. Meine Eltern haben schon wieder keine Zeit für mich. Schweigend verlassen Sybille und ich den alten Bahnhof und laufen zu dem Haus, in dem ich mit meiner Familie wohne. Ich bin nur über die Ferien und manchmal über das Wochenende hier. Als ich auf die Oberschule wechselte hatten meine Eltern mich auf ein Eliteinternat gegeben.
Während Sybille auf ihren gelben Hackenschuhen davon stöckelt, ohne überhaupt ein Wort mit mir gesprochen zu haben, schließe ich die Haustür mit dem Schlüssel auf, den wir immer unter den Dachvorsprung legen, falls jemand seinen Schlüssel vergisst, was bei meiner Mutter ziemlich häufig passiert.
Endlich bin ich in meinem Zimmer. Meine Schulkoffer stehen neben meinem Schrank. Sie wurden nach Schulende sofort hierher geschickt. Nachdem ich meinen Rucksack ausgepackt habe, gehe ich runter in die Küche. Auf dem Tisch liegt ein Umschlag, der an mich adressiert ist. Von meinen Eltern. Als ich ihn aufreiße, fällt Geld herunter. In dem beiliegenden Brief wird erklärt, dass das Geld für das Kleid ist, das ich auf der Silberhochzeit von Onkel Thomas tragen soll und dass sie leider die nächsten Tage keine Zeit für mich hätten, da sie so viel arbeiten müssten. Als wenn sie die anderen Tage nicht viel arbeiten würden!
Tränen schießen mir in die Augen. Ich habe so sehr gehofft, dass meine Eltern sich wenigstens heute frei nehmen würden.
Ich weiß, zu wem ich jetzt gehen muss. Ich weiß, wo man mich verstehen wird, wo man mich in die Arme nimmt, und sich freut, dass ich wieder da bin. Ich renne zu dem Haus von meinem Onkel Thomas. Er arbeitet als Förster, hat jetzt aber schon Feierabend.
Ich klingle. Eine kleine, dickliche Frau mit einem runden, gutmütigen Gesicht aus dem fröhlich zwei blitzende Augen gucken, macht mir auf und sofort fühle ich mich geborgen – Tante Judith. Sie schließt mich ganz fest in ihre Arme.
„Melanie, mein Kind. Wie schön, dass du wieder da bist.“ Sie dreht ihren Kopf und ruft über ihre Schulter: „Thomas, schau einmal, wer zu Besuch gekommen ist.“ Ich höre, wie Onkel Thomas sich von seinem Schreibtischstuhl im Obergeschoss erhebt und die Treppe herunter gepoltert kommt. Er lacht über das ganze Gesicht, als er mich sieht.
„Mel, das ist aber eine schöne Ãœberraschung. Judy und ich wollten gerade bei dir vorbei gucken. Wie geht es dir?“

Plaudernd schieben sie mich in die Küche. Während Tante Judy heißes Wasser für einen Tee aufsetzt, gucke ich mich in der Küche um.
„Ihr habt neu gestrichen?“, frage ich, denn die Küchenwände, die früher gelb gewesen waren, ziert jetzt ein helles Grün. Onkel Thomas lacht über sein ganzes Gesicht.
„Dir ist der Unterschied aufgefallen? Gefällt es dir? Du weißt ja, dass deine Tante schon lange an dem Anstrich rumgemäkelt hat, und jetzt hatte sie mit der Silberhochzeit den perfekten Grund, mich zum Renovieren zu verdonnern!“ Ich lache, es ist einfach unmöglich, sich bei den beiden nicht wohl zu fühlen.
Als ich später aufbreche, um noch mein Kleid zu kaufen, bin ich wieder fröhlich.
Ich laufe durch die Straßen und muss feststellen, dass sich im vergangen Jahr ziemlich viel verändert hat. Die Schule hier wurde vergrößert und ein paar Felder sind einem riesigen Einkaufcenter gewichen. Neugierig betrete ich es. Hunderte Menschen laufen geschäftig herum. Sofort fühle ich mich wohl. Es erinnert mich an München, wo ich regelmäßig mit meinen Freundinnen einkaufen gehe.
Vor einem kleineren Laden mache ich halt. Wunderschöne Kleider sind im Schaufenster ausgestellt. Als ich den Laden betrete, kommt eine Verkäuferin auf mich zugestürzt.
„Mel, altes Haus! Wie geht es dir?“, sie umarmt mich. Als ich in ihre großen blauen Kulleraugen gucke, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Die Verkäuferin ist meine alte Schulfreundin Leah.
„Leah!“, ich kreische kurz auf, „Mir geht es super. Seit wann arbeitest du als Verkäuferin?“ Leah wollte doch eigentlich Tierarzthelferin werden. Zumindest war das vor vier Jahren in der sechsten Klasse in der Grundschule so. Sie lächelt.
„Naja, seit Anfang der Ferien. Aber im Oktober beginnt meine Ausbildung zur Tierarzthelferin in der Stadt!“
„Herzlichen Glückwunsch!“, ich nehme sie noch einmal in den Arm. „Was suchst du?“, fragt sie mich, als ich mich im Geschäft umgucke.
„Ein wunderschönes Sommerkleid, das man auf ein großes Fest anziehen kann.“
Leah denkt eine Weile nach. Dann springt sie auf, als hätte sie eine Wespe gestochen.
„Warte bitte einen Moment, wir haben heute ein wunderschönes Kleid geliefert bekommen.“ Das Kleid passt perfekt. Zufrieden stiefle ich aus dem Laden und gehe nach Hause.
1x02 - Folge 2 (1 Slot)
Als ich das Haus betrete, gucke ich überrascht, der Mantel und die Schuhe von meiner Mutter, sowie die immer glänzenden Schuhe meines Vaters stehen im Flur. Ich kreische auf und renne ins Wohnzimmer. Da sitzt meine Mutter auf der neuen Ledercouch und liest in einem Modemagazin. Ihre Haare sind perfekt gestylt und das Make Up von ihrem letzten Shooting ist noch auf ihrem Gesicht. Mein Vater steht am Kamin und genehmigt sich einen Sherry. Meine Mutter guckt hoch und lächelt. Mein Vater kommt auf mich zu.
„Hallo Melanie!“, begrüßt er mich mit seiner tiefen Stimme. „Willkommen zu Hause.“ Er breitet seine Arme aus und schlingt sie um mich. Er riecht nach dem After Shave, das ich ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt habe.
„Hallo Melanie!“, zwitschert auch meine Mutter. Mit graziösen Bewegungen kommt sie auf mich zu und haucht mir einen Kuss auf die Wange. Kaum zu glauben, dass sie die Schwester von Onkel Thomas ist, der meistens so läuft, als wäre er ein Elefant.
„Wir haben ein Geschenk für dich.“, sagt mein Vater geheimnisvoll und reicht mir einen dünnen Umschlag. Ich bin aufgeregt. Verreisen wir zu dritt? Unser letzter gemeinsamer Urlaub liegt schließlich ganze neun Jahre zurück. Ich öffne den Umschlag und ziehe eine silberne Kreditkarte hervor. Fast vergeblich versuche ich kein enttäuschtes Gesicht zu machen.
„Danke.“, sage ich leise, aber mein Vater ruft schon wieder jemanden an und meine Mutter liest in ihrem Hochglanzmagazin. Ich nehme den Umschlag mit der Kreditkarte mit in mein Zimmer. Freuen kann ich mich über die Karte eigentlich gar nicht. Was nützt mir ein Haufen Geld, wenn meine Eltern sich nicht einmal für mein Zeugnis interessieren?
Frustriert schmeiße ich mich auf mein Bett. Nie nehmen sich meine Eltern Zeit für mich. Wenn sie die Arbeit bräuchten, um Geld zum Leben zu haben, könnte ich das verstehen. Aber nein, wir haben genug Geld, selbst die nächsten Generationen könnten ohne Probleme ein Luxusleben führen. Onkel Thomas und Tante Judy haben es tausendmal besser gemacht. Sie arbeiten in Berufen die ihnen Spaß machen und in denen sie viel Freiraum und Freizeit haben. Onkel Thomas arbeitet als Förster in den Familienländereien rund um die Stadt und Tante Judy betreibt einen kleinen, aber luxuriösen Fotoladen. Sie hat die Fotos geschossen, mit denen meine Mutter berühmt wurde. Ich wünsche manchmal, ich wäre ihr Kind.
Ich würde jetzt gern meinen Freund anrufen, aber sein Vater hat über die Ferien sein Handy eingezogen. Ist das Leben eigentlich nur blöd?


Ich wache auf, weil mir die Sonne auf das Gesicht scheint. Gerade möchte ich mich noch einmal umdrehen, als mir plötzlich einfällt, dass ich Tante Judy versprochen habe, ihr bei ihrem Kleid zu helfen. Sie ist nämlich fest entschlossen ihr Hochzeitskleid zu tragen, und da es sehr voluminös ist, braucht sie Hilfe beim Anziehen.
Meine Eltern sind schon zur Arbeit gegangen. Hoffentlich kommen sie wenigstens diesmal pünktlich zu dem Fest. Letztes Jahr bei dem runden Geburtstag meiner Oma kam mein Vater gar nicht und meine Mutter mit drei Stunden Verspätung.
Ich stürze etwas Milch herunter und laufe zu dem Haus meiner lieben Verwandtschaft.
Tante Judy sieht in dem Kleid genau so hübsch aus, wie auf den Hochzeitsbildern.
Der Abend verläuft etwas träge, da die meisten Gäste schon über 50 sind. Meine Eltern schaffen es geradeso pünktlich zur Rede von Onkel Thomas zu kommen. Mensch bin ich stolz auf sie. Nur eine halbe Stunde zu spät. Meinen Sarkasmus, sowie meinen Körperbau, den wunderbaren Augenaufschlag, der mir schon oft aus der Klemme geholfen hat, habe ich von meiner Mutter. Von meinem Vater habe ich die Augenfarbe. Von wem ich allerdings die Pünktlichkeit habe, ist unklar.
Ich rufe Leah und Txell an, damit sie vorbeikommen, bei Leah geht nur die Mailbox ran, aber Txell verspricht vorbeizugucken.
Die junge Polizeikommissarin bringt einen jungen Mann mit, den ich schnell erkenne. Es ist Tobias, einer der schlimmsten Raufbolde des Ortes, der sich mit seiner „Gang“ einen Namen gemacht hat. Er ist vor einigen Jahren weggezogen, vor einem halben Jahr allerdings als Polizist zurückgekehrt, wie Tante Judith mir erzählt hatte. Es war zuerst ein riesiger Skandal für unseren Ort gewesen, aber bis jetzt machte er seine Sache wohl gut.
„Es ist lustig,“, erzählt Txell mir, „Tobias und ich hatten in Hannover, wo wir beide studiert haben, eine Affäre, die mit seinem Wegzug geendet hat. Und jetzt wollen wir langsam wieder alles aufbauen.“ Ich warne Txell, dass Tobias, zumindest in seiner Vergangenheit, ein schlimmer Raufbold gewesen war, der außerdem mutwillig Tiere getötet hat und sich damit des Öfteren mit meinem Onkel angelegt hat. Txell hört zu, aber sie glaubt mir nicht.
Na gut, denke ich mir, wenn sie so naiv sein will. Vielleicht hat er sich auch geändert. Außerdem will ich Txell nicht vergrämen. Sie ist außer Leah die einzige Person, mit der ich mich hier halbwegs gut unterhalten kann.
Der Abend vergeht und gegen ein Uhr morgens gehe ich nach Hause. Meine Eltern sind schon im Bett damit sie morgen ja fit für ihre Arbeit sind. Ich dagegen werde morgen erstmal ausschlafen um dann vormittags, wie immer in den Ferien, mit Onkel Thomas in den Wald zu gehen, über Mittag bei Tante Judy essen und danach Tante Judy in ihrem Geschäft helfen. Mit Leah und Txell habe ich ausgemacht, dass wir abends, wenn sie Feierabend haben, in irgendeinen Club in der Stadt fahren.
Ich schlafe ein.
1x03 - Folge 3 (1 Slot)
Der Tag verläuft wie geplant. Ich falle gegen zwei Uhr todmüde ins Bett. Leah schläft bei mir, da ihre Eltern ihr es nicht erlauben, in Clubs zu gehen.

Ich wache auf. Leah ist schon weg. Ich mache mir keine großen Sorgen darum. Stattdessen gehen ich zu Onkel Thomas und Tante Judy.
Ich klingle. Tante Judy macht die Tür auf. Sie guckt erstaunt. Ich höre aus dem Wohnzimmer, dass sie fernsieht.
„Guten Morgen Tante Judy.“ Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
„Melanie, was machst du denn hier?“
„Gegenfrage.“, kontere ich, „Warum sollte ich denn nicht hier sein?“
Sie wirkt noch erstaunter: „Na Thomas wollte dich doch abholen.“
„Davon weiß ich nichts.“
„Er hat dir sogar auf deine Mailbox gesprochen. Er wollte dich gegen drei Uhr morgens abholen, weil da der Wald am Schönsten ist. Hat er nicht geklingelt?“
„Nein, oder ich habe es nur nicht gehört. Komm, Onkel Thomas wartet bestimmt schon im Garten. Vielleicht ist er ja eingeschlafen.“ Ich ziehe meine Tante mit. Sie murmelt leise: „Bestimmt, typisch Mann.“ Ich grinse. Tante Judy stößt das Gartentor auf und gemeinsam laufen wir in den großen Garten, den meine Eltern von einem Gärtner pflegen lassen. Mein Onkel ist nicht da. Ich falte meine Hände zu einem Trichter und rufe: „O-N-K-E-L T-H-O-M-A-S; O-N-K-E-L T-H-O-M-A-S.“ Tante Judy macht ebenfalls mit. Keine Antwort. Wir schauen uns ratlos an.
„Hast du schon bei dir nachgeguckt?“, frage ich sie. Meine Tante verneint. Fünf Minuten später sind wir am Haus meiner Tante. Ein silberfarbener Golf, der mir bekannt vorkommt, fährt gerade weg. Meine Tante schließt das Haus auf. Den Schlüssel legt sie, genau wie meine Eltern bei uns, unter den Dachvorsprung. In dem Wohnzimmer läuft noch der Fernseher.
„Ich schalte das Fernsehgerät schnell aus.“ Tante Judy geht zum Wohnzimmer, stößt die Tür auf und schreit.
1x04 - Folge 4 (1 Slot)
„Der Tote hieß also Thomas Vaincourt, 51 Jahre alt. Seit 25 Jahren mit Judith Vaincourt, 50 Jahre alt, verheiratet. Keine Kinder. Judith Vaincourt und seine Nichte Melanie Vaincourt,16, fanden den Verstorbenen heute gegen acht Uhr dreißig in seinem Wohnzimmer erstochen auf, nachdem sie ihn am Haus von Antonia Vaincourt und Frederik Gutenberg gesucht hatten, da…..“ Ich höre Txell nicht weiter zu, ich kenne die Geschichte. Txell muss jetzt ihren Beruf ausüben. Polizeikommissarin.
Ich muss jetzt erstmal den Schock verdauen. Onkel Thomas lebt nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Ich schaue in Tante Judys, vom Weinen geschwollenes Gesicht. Gerade habe ich meine Eltern angerufen. Sie sind beide auf dem Weg ins Polizeipräsidium. Die Polizei will uns alle verhören. Ich kann nicht mehr. Warum Onkel Thomas? Die letzte Nacht steckt mir noch in den Knochen. Warum bin ich in den Club gegangen? Warum habe ich nicht bei Onkel Thomas geschlafen? Warum wurde ausgerechnet der Mann ermordet, der für mich wie ein Vater war? Warum Onkel Thomas, der nie etwas Böses tat?
Warum? Warum? Warum?

„...Und Sie haben keine Ahnung, wieso ihr Mann, nachdem Sie ihn mit ihrer Nichte am Haus ihres Schwagers gesucht haben, plötzlich tot in dem Raum liegt, indem Sie vorher vergnügt Fernsehen geguckt haben liegt? Na? Ich habe Sie durchschaut Frau Vaincourt. Mir müssen Sie nichts vormachen. Und das Tatmotiv –lassen Sie mich kurz überlegen –ich hab’s, Sie wollten sein komplettes Erbe für ein ruhigeres Leben. Geben Sie es zu Frau Vaincourt. Sie haben ihren Mann Thomas Vaincourt umgebracht.“ Was höre ich? Tante Judy hat ihren Mann umgebracht? Das kann nicht sein. Nein. Nie im Leben. Es ist ein Verbrechen, meine Tante so einer Tat zu beschuldigen. Sie ist auf jeden Fall unschuldig. Wie Txell sie verdächtigt. So hätte ich meine Freundin gar nicht eingeschätzt. So einschüchternd. Wie sie meine Tante fertig macht.
„Hallo, Txell!“, höre ich mich sagen, als wäre ich eine andere, „Geht’s noch? Meine Tante hat noch nie einer Ameise etwas getan? Wieso sollte sie ihren Mann, den sie über alles liebt“, ich schlucke, es ist schwer das nächste Wort zu sagen, weil es mir bestätigt, dass Onkel Thomas wirklich tot ist, „um- umbringen? Siehst du nicht, dass du sie vollkommen einschüchterst?“
„Habe ich die Ausbildung, oder du?“, blafft Txell mich an.
„Nein, aber ich habe wesentlich mehr Feingefühl als du.“
„Das fällt schon unter Beamtenbeleidigung!“
„Komm, Tante Judy, komm, wir gehen hier weg. Die hier haben kein Recht, dich und mich und den Rest der Welt so zu behandeln.“ Wir kehren Txell den Rücken und verlassen den Raum. Ich lege den Arm um meine Tante, meine Mutter legt den Arm um mich, und ich, ich blicke mich noch einmal nach Txell um und gucke sie hasserfüllt an und starre auf eine Frau ohne die geringste Reue. Ich habe mich so in ihr getäuscht. Ich dachte, wir wären so etwas wie Seelenverwandte. Als wäre sie mein Spiegelbild. Aber der Spiegel war soeben in tausende Stücke zerbrochen.
Jeder wird mal enttäuscht, jeder irrt sich mal in einem Menschen. Aber davon lasse ich mich nicht unterbuttern!
1x05 - Folge 5 (1 Slot)
Die Tage vergehen, die Wochen auch. Morgen ist die Beerdigung. In genau neun Tagen sind meine Schulferien zu Ende und die Polizeikommissarin Müller, wie ich Txell jetzt immer verächtlich nenne, verdächtigt immer noch meine Tante. Ich hatte bisher keine Zeit über den Mord nachzudenken. Meine Mutter hatte sich Urlaub genommen und wollte ständig mit mir reden.
Aber jetzt habe ich erstmal eine paar Minuten für mich. Ich glaube, ich muss erstmal alles für mich zusammenfassen, was an dem schicksalhaften Tag passiert ist. In ein altes Schulheft schreibe ich:
Um circa zwei Uhr morgens bin ich nach Hause gekommen. Um drei soll Onkel Thomas bei mir geklingelt haben. Ich habe nichts gehört. Wie auch? Dem Gerichtsmediziner zu Folge ist Onkel Thomas zwischen zwei und drei Uhr morgens getötet wurden. Halb neun haben Tante Judy und ich ihn gefunden. Davor waren wir in etwa zwanzig Minuten weg. Also muss der Mörder zwischen zehn nach acht und halb neun in dem Haus gewesen. Zutritt wird er sich mit dem Schlüssel unter dem Dachvorsprung verschafft haben. Keine Fingerspuren. Ich gucke aus dem Fenster. Gerade sehe ich, wie Polizeikommissarin Müller in ein Auto steigt. Moment mal. Das Auto habe ich schon mal gesehen. Ich bin sogar schon mal mit ihm gefahren. Es gehört dem Freund von Polizeikommissarin Müller und es hat vor dem Haus meiner Tante am Todestag meines Onkels geparkt. Aber warum sollte Tobias meinen Onkel töten? Ich habe keine Ahnung! Was soll ich jetzt machen? Ich meine, das ist doch eine heiße Spur, oder? Ich gucke auf die Uhr. Ich muss jetzt zu Leah. Sybille, die Assistentin meines Vaters, fährt mich. Auch sie fährt ein silberfarbenes Auto. Allerdings ist es ein Firmenwagen meines Vaters. Ob Sybille etwas mit dem Mord zu tun hat? Ah, ich sollte lieber aufhören, alle Leute zu verdächtigen.

Ich erzähle Leah von meinen Verdächtigungen und sie teilt sie bezüglich der Polizeikommissarin Müller. Tobias hält sie allerdings für unschuldig.
„Er hatte mal eine schlimme Zeit, aber die ist jetzt vorbei.“
Sie erzählt mir, dass sie übrigens Tobias und Sybille oft auf der Toilette des Einkaufszentrums tuscheln sehen würde. „Wenn ich alles richtig deute, ist Txell…“, ich unterbreche sie.
„Du meinst wohl Polizeikommissarin Müller.“
„Genau, also, wenn ich alles richtig deute, dann ist Polizeikommissarin Müller“; sie verdreht die Augen, „bald ihren Freund los. Ich meine, wer drückt sich denn so oft, so heimlich auf einer öffentlichen Toilette herum?“ Sie sieht bedrückt aus, aber ich achte nicht so genau darauf.
„Geschieht Polizeikommissarin Müller recht.“
„Stimmt!“ Sie lächelt.
„Sie hat meine Tante total fertig gemacht!“, sage ich und zupfe dabei an meinem schwarzen Kleid herum, das ich trotz der Hitze trage.
Leah sagt nichts. Sie schweigt. Schließlich sage ich: „Also, wenn ich das richtig sehe, dann habe zumindest ich zwei Hauptverdächtige: Tobias und Polizeikommissarin Müller. Obwohl ich selbst eher Tobias als Mörder sehen würde, ich meine, er hätte doch einen Grund gehabt, meinen Onkel umzubringen.“
„Wirklich? Wieso sollte er deinen Onkel umbringen? Er hat ihm doch nichts getan.“
„Oh doch!“, sage ich bestimmt, „Er hat ihn früher einmal dazu verdonnert, die gesamten Straßen des Ortes zu fegen, weil Tobias gewildert hat.“ Leah wird ein bisschen blass. Mensch, sie soll sich nicht so haben.

„Wirklich? Tobias Unger musste die Straßen des Ortes fegen? Das glaube ich nicht!“ Schadenfroh lache ich noch einmal. Der Anblick damals war wirklich zum Schießen. Plötzlich schlage ich mir meine Hand vor den Mund.
„Was ist denn Mel?“, fragt meine Freundin besorgt.
„Ich – ich habe gelacht!“
„Und was ist so schlimm daran?“
Ich gucke sie an, als wäre sie ein Analphabet: „Mein Onkel wurde zufälliger Weise vor elf Tagen ermordet.“
Leah runzelt die Stirn: „Ich glaube, dein Onkel hätte gewollt, dass du weiterlebst und dich nicht zurückziehst.
1x06 - Folge 6 (1 Slot)
Die Beerdigung zieht an mir vorüber. Ich bekomme gar nichts mit. Neben mir sitzt meine Mutter. Sie schnieft leise in ihr Taschentuch. Nach der Beerdigung gehe ich nach Hause, meine Verwandtschaft zieht in das nächste Café. Ich habe dagegen etwas Besseres vor. Ich werde den Mörder meines Onkels stellen, so wie ich es ihm im Geheimen an seinem Grab versprochen habe. Ich ziehe mich, so wie die Helden in den Krimiserien, komplett schwarz an, kein Stückchen Haut ist außer meinen Fingern zu sehen. Ich muss verrückt sein, denke ich mir. Es sind 28 Grad im Schatten und ich renne in schwarzer Kleidung herum. Eine Gummipistole, sowie mein Handy, eine Flasche Wasser, ein Strick zum Fesseln und ein Knebel landen in meiner kleinen Tasche. Und in mein Haar stecke ich Haarnadeln – es kann ja sein, dass ich mit Handschellen angekettet werde und ich sie mit den Nadeln aufmachen muss. Ich weiß zwar nicht, wie das funktioniert, aber ich werde das schon irgendwie hinbekommen.
Ich warte ab, bis es dunkel wird. Meine Mission beginnt. Ich schleiche mich heimlich durch die Straßen. Zum Glück wohne ich nur in einem kleinen Dorf, sodass ich ungesehen zu dem kleinen, in rot gestrichenen Haus gelange, in dem Tobias Unger wohnt. In München wäre dieser erste Teil unmöglich gewesen. Nur einmal, kurz vor dem Haus, kommt mir eine Blondine auf hochhackigen Schuhen entgegen.
Ich schleiche ums Haus, finde aber keine Möglichkeit, um einzusteigen. Also muss ich in die Offensive gehen. Ich klingle. Niemand öffnet. Wieder klingle ich. Nach dem fünften Klingeln öffnet sich endlich die Tür. Ich gucke in Tobias Ungers erstauntes Gesicht. Ich dränge mich an ihm vorbei ins Haus und hebe meine Gummipistole. Ich stelle mich in die Kampfposition, die die Actionfernsehhelden auch immer einnehmen, bevor sie angreifen. Laut und deutlich sage ich: „Sie sind des Mordes an Herrn Thomas Vaincourt überführt Herr Unger. Leugnen nützt nichts. Sie sind hiermit verhaftet.“ So, dass war doch ganz gut, oder? Wohl eher nicht, denn der große Mann vor mir – lacht mich aus! „Was soll das Herr Unger?“, will ich gerade fragen, als ich bemerke, dass er einer Person, die wohl hinter mir steht Zeichen macht. Ich drehe mich um, sehe Polizeikommissarin Müller. Mit einem teuflischen Grinsen hält sie mich fest und hindert mich damit am Weglaufen. Sie drückt mir einen komisch riechenden Lappen ins Gesicht. Chloroform.


Ich wache auf, mein Kopf dröhnt. Wo bin ich? Was ist passiert? Ich war bei Txell, ach nein, ich meine Polizeikommissarin Müller. Stimmt. Ich wollte ihren Freund überführen. Chloroform – Wie lange war ich denn wohl bewusstlos? Sucht man mich schon? Aber die Polizei hat mich doch entführt. Ich schlage die Hände vor meinen Kopf. Meine Tasche hat man mir abgenommen. Ich stehe von dem Boden, auf dem ich gelegen habe, auf. Ich bin in einer Höhle gefangen. Es ist komplett dunkel. Nein, nicht komplett. Aus dem Nebengang fällt etwas Licht in die Höhle. Ich habe Durst, ich muss was essen, ich muss mal meine Nase pudern. Mir ist kalt. Außerdem riecht es hier komisch. Irgendwie nach verwesendem Tier.
Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Und plötzlich, plötzlich fällt mir ein, wo ich bin. Als ich drei Jahre alt gewesen bin, war ich mit meinen Eltern im Wald. Wir haben Verstecken gespielt. Ich bin tiefer und tiefer in den Wald gelaufen und habe mich in dieser Höhle versteckt. Meine Eltern haben mich nur mit Hilfe eines Hubschraubers und einem Megafon gefunden, so weit war ich im Wald gewesen.
Aber woher wussten meine Entführer von dieser Höhle? Ich weiß, dass das ein Höhlensystem ist. Durch einen kleinen Gang, gelangt man ihn zwei größere Höhlen und zu dem Ausgang. Langsam, Schritt für Schritt, damit ich nicht hinfalle, taste ich mich aus der kleinen Höhle in den Gang. Der Geruch nach verwesendem Tier wird intensiver. Als ich an den größeren Höhlen vorbeikomme, schaue ich neugierig hinein und erschrecke. Daher kommt also der Geruch. Tote Tiere hängen da. Rehe, Hase, Wildschweine und diverse Vögel. Mir wird übel. So viel kann doch kein einziger Mensch wildern! Das muss doch eine ganze Bande sein. Schnell laufe ich zum Ausgang. Ich stolpere und schürfe mir meine Knie und Arme trotz Hose und Handschuhen auf. Aber ich werde bitter enttäuscht. Der Eingang ist durch ein Eisentor verschlossen. Nur ein kleines Gitter sorgt für Lichteinfall. Ich schreie. Niemand hört mich. Niemand antwortet auf meinen verzweifelten Hilferuf. Ich ziehe mir eine Haarnadel aus den Haaren und versuche damit das Schloss aufzuknacken. Pusteblume. Ich bekomme das nicht hin. Vielleicht, hätte ich es doch vorher üben sollen.
1x07 - Folge 7 (1 Slot)
Verzweifelt sinke ich in mich zusammen und die Tränen brechen aus mir heraus. Irgendwann, als die Tränen schon lange versiegt und auf meinen Wangen getrocknet sind, wird die Tür aufgeschlossen. Eine tiefe, mir völlig unbekannte Männerstimme ruft: „Melanie, du bekommst jetzt etwas zu essen, geh von der Tür weg, ich habe eine Pistole dabei.“ Ich denke gar nicht daran, ihm Platz zu machen. In Sekundenschnelle reift in meinem Kopf ein Plan. Die Tür wird aufgeschlossen und ein kleiner bulliger Mann steht in der Tür. Jetzt muss alles schnell gehen. Mein Knie fliegt genau an den Ort, wo es kein Mann haben möchte. Auch nicht der Mann, den ich als alten Schulfreund von Tobias ausmache. Er krümmt sich und ich renne an ihm vorbei und schließe die schwere Eisentür hinter mir. Strike!
Jetzt muss ich nur nach Hause finden. Das Problem ist, dass ich im Prinzip überhaupt kein Orientierungswissen habe. Die Sonne geht gerade auf.

Die Sonne! Sie geht im Westen auf. Nein, quatsch. Ich meine im Osten. Das weiß doch jedes Kind. Im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter. Mein Dorf liegt im Osten. Also muss ich jetzt der Sonne entgegenlaufen. Ich bin stolz auf mich.
Als ich einen kleinen Fluss überquere, mache ich halt und trinke ein bisschen von dem klaren, lustig sprudelnden Wasser und wasche mich. Nach drei Stunden, wie es mir scheint, kommt mir ein Auto entgegen. Ich will es anhalten, als ich plötzlich bemerke, dass es ein silberfarbener Golf ist. Schnell springe ich in den Wald, um mich vor Tobias oder Txell zu verstecken. Von nun an laufe ich fern ab von jeder Straße. Als sich der Wald lichtet und ein Dorf dahinter zum Vorschein kommt, merke ich, dass ich falsch gelaufen bin. Ich bin nicht in meinem Heimatort, sondern in dem etwas kleineren Nachbardorf. Ich bin tot müde. Als ich zum Marktplatz laufe, komme ich an einem kleinen Kiosk vorbei. Auf den Titelseiten der Zeitungen prangt ein großes Foto von mir. Darunter steht in dicken Druckbuchstaben:
Wer hat dieses Mädchen gesehen? Die Polizei hofft auf Hinweise!
Melanie V. aus Siddinghausen verschwand vor drei Tagen nach der Beerdigung ihres Onkels. …
Drei Tage? Ich war so lange bewusstlos gewesen? Das kann nicht sein. Ich rufe mir ein Taxi. Zum Glück habe ich meine Kreditkarte zum Bezahlen dabei.
„Wohin darf es denn gehen, junges Fräulein?“, fragt der alte Taxifahrer.
Mit fester Stimme antworte ich: „Zum Polizeiabschnitt 45 in Weine.“
„Natürlich. Zu Befehl.“, der alte Mann runzelt die Stirn, „Sagen Sie mal, habe ich sie nicht schon mal irgendwo gesehen?“
Ich schüttele schnell den Kopf. „Nicht dass ich wüsste.“
„Mir war so…“
Endlich bin ich in Weine.
1x08 - Folge 8 (1 Slot)
Ich mache meine Aussage und beschreibe, wo genau die Höhle in etwa sein müsste, und nach welchem Auto die Polizei suchen muss. Der Kommissar. Natürlich. Niemand erfährt gerne, dass es in seinen eigenen Reihen schwarze Schafe gibt.
Als ich meine Eltern zu Hause anrufe, sind sie außer sich vor Freude. Meine Eltern holen mich ab. Sie versprechen mir, dass wir, wenn ich in den Herbstferien nach Hause komme, alle gemeinsam in den Urlaub fahren.
Zuhause warten schon Tante Judy und Leah auf mich. Beim gemeinsamen Essen muss ich meine Geschichte nochmal erzählen. Aber dann fragt Tante Judy auf einmal: „Wer hat denn jetzt eigentlich meinen Mann umgebracht, die Müller oder der Unger?“
„Weder noch.“, antworte ich, „ Mir ist gerade etwas eingefallen.“
Die anderen schauen mich erwartungsvoll an.
„Der Mörder, nein die Mörderin ist…“, ich lege eine kurze Pause ein. Ich kann nicht, ich kann nicht den Namen der Mörderin meines Onkels sagen. Dafür ist sie mir zu wichtig. Meine Augen suchen das Gesicht meiner Tante. Sie sieht so gespannt aus. Ich muss es sagen. Für meine Tante wird es das Beste sein. Ich spreche weiter: „Die Mörderin ist Leah!“
Alle Augen im Raum gucken Leah an. Leahs Gesichtsfarbe wechselt von leicht rosa zu weiß – leichenweiß. Mit Pipsstimme sagt sie: „Ihr könnt mir gar nichts beweisen.“ Sie steht auf und rennt aus dem Raum. Es hat keinen Sinn ihr hinterherzurennen. Auch meine Tante ist blass.
„Warum?“, fragt sie leise und guckt mich an, „Warum?“
„Sie ist in Tobias verliebt. Und Tobias, Tobias der hasst unsere gesamte Familie, weil Onkel Thomas ihn damals mit dem Putzdienst lächerlich gemacht hat. Er hat ihr wahrscheinlich alles Mögliche dafür versprochen.“
Mein Vater guckt mich an: „Aber ich denke, du dachtest, Tobias hätte Thomas getötet.“
„Ich hatte in der Höhle viel Zeit zum Nachdenken.“, erwidere ich lächelnd. Ich weiß nicht, wieso ich lächeln kann, immerhin habe ich gerade eine Freundin verloren. „Alles hat dafür gesprochen, dass sie verhindern wird, dass er ins Gefängnis für ihre Tat kommt. Aber von der Wilderei, von der Wilderei wusste sie nichts. Deshalb wurde sie wahrscheinlich schon da blass, als ich euch davon erzählt habe. Sie liebte Tiere mehr als ihr Leben.“
„Und wer hat die Leiche in unser Wohnzimmer gebracht?“, fragt meine Tante während mein Handy piepst. Ich habe eine SMS bekommen. Dann antworte ich Tante Judy.
„Das ist eine gute Frage. Die wird die Polizei Tobias und Txell stellen. Sie haben die beiden und noch drei weitere Komplizen gefunden.“ Mein Vater sackt erleichtert in seinen Sessel zurück. Schweigend steht meine Mutter auf. Sie ruft die Polizei an, um Leah verhaften zu lassen.

Aber die Polizei kommt zu spät. Leah hat sich mit einer Überdosis Tabletten selbst umgebracht. Txell, Tobias und ihre Komplizen legen ein umfassendes Geständnis ab und werden wegen Wilderei und Freiheitsberaubung zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt.